Für den Anlagenplaner und Installateur stellt sich die Frage, wie groß der Batteriespeicher in Kombination mit einer
Photovoltaikanlage in Einfamilienhäusern sein sollte. Zum einen beeinflusst der Stromverbrauch die Systemauslegung und die
Wahl eines geeigneten Batteriespeichers. Zum anderen muss der Wunsch des Hausbesitzers nach Unabhängigkeit bei der Auslegung
berücksichtigt werden.
Die sinkende Einspeisevergütung und steigende Strombezugspreise machen den Einsatz von
Batteriespeichern zunehmend interessant (siehe Bild 1). Besonders in
Einfamilienhäusern können Batteriespeicher den Eigenverbrauch von Solarstrom erhöhen. Daher wurde als Beispiel für einen
durchschnittlichen Einfamilienhaushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 4.700 Kilowattstunden untersucht, welche
Eigenverbrauchsanteile und Autarkiegrade sich mit Photovoltaik-Batteriesystemen erreichen lassen.
Bild 1: Vergleich der Kostenentwicklung der Haushaltsstrompreise mit der EEG-Vergütung für Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von weniger als zehn Kilowattpeak. Die Kurven zeigen, dass sich die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu einer Anlage, die nur einspeist, weiter verbessern wird.
Zur Bestimmung des Eigenverbrauchsanteils sind Last- und
PV-Erzeugungsprofile in hoher zeitlicher Auflösung erforderlich, um kurzzeitige Spitzen und Schwankungen der Last
und PV-Leistung abzubilden. Der elektrische Lastgang des Einfamilienhaushalts wurde daher über ein gesamtes Jahr in
minütlicher Auflösung mit der Norm VDI 4655 erstellt (Referenzlastprofile von Ein- und Mehrfamilienhäusern für den
Einsatz von KWK-Anlagen). Für die Norm wurden verschiedene Haushalte hinsichtlich ihres Lastprofils untersucht und
daraus ein typisches Lastprofil erstellt. Das Profil wurde aber nicht über mehrere Haushalte gemittelt. Zeitlich
hochaufgelöste Schwankungen und Spitzen des Stromverbrauchs sind somit enthalten, was wichtig für die Eigenverbrauchsberechnung
ist. Die gemessenen Zeitreihen sind in Tage mit gleicher Charakteristik unterteilt. Unter Berücksichtigung meteorologischer
Daten kann dadurch der Einfluss von Bewölkung und Jahreszeit sowie der Wochentage auf den elektrischen Verbrauch abgebildet
werden.
Für die Erstellung der Lastprofile wurde auf meteorologische Daten für Berlin zurückgegriffen, die auch für die
Photovoltaik-Erzeugungsprofile genutzt wurden. Um das Systemverhalten zu bestimmen, wurde ein Photovoltaiksystem mit
Blei-Säure-Batteriespeicher in der Simulationsumgebung INSEL modelliert und in Minutenschritten simuliert (siehe Bild 2).
Die Leistung des Solargenerators wird zuerst zur Deckung
des Stromverbrauchs genutzt. Sobald die Erzeugung die Last übersteigt, wird die Batterie mit der Überschussleistung beladen.
Erreicht die Batterie den maximalen Ladezustand, erfolgt die Einspeisung der Überschüsse in das Stromnetz. Kann die
elektrische Last nicht durch die Photovoltaikleistung gedeckt werden, wird Strom aus der Batterie bezogen. Erst nachdem die
Batterie bis zum minimalen Ladezustand entladen wurde, versorgt das Netz den Haushalt. Der Ladezustandsbereich der Batterie
wurde auf minimal 40 Prozent und maximal 90 Prozent der Nennkapazität beschränkt, um die Tiefentladung der Batterie und die
Beladung bei schlechten Ladewirkungsgraden zu vermeiden. Die nutzbare Kapazität entspricht somit der Hälfte der installierten
Nennkapazität.
Bild 2: Simuliertes Systemverhalten eines Photovoltaik-Batteriesystems mit fünf Kilowattstunden nutzbarer Speicherkapazität und einem Solargenerator mit fünf Kilowattpeak Leistung in einem Einfamilienhaushalt an einem Sonntag im Sommer.
Für die Ökonomie rein netzgekoppelter Photovoltaiksysteme waren bisher der
absolute Jahresertrag und die damit verbundenen Einnahmen durch die Einspeisevergütung relevant. Für künftige
Eigenverbrauchssysteme sind die Einsparungen durch die vermiedenen Netzbezugskosten zunehmend entscheidend. Daher gilt es,
möglichst viel des erzeugten Solarstroms zeitgleich selbst zu nutzen, um dadurch hohe Eigenverbrauchsanteile zu erzielen.
Für den betrachteten Einfamilienhaushalt wurde durch Simulationsberechnungen bestimmt, welche Eigenverbrauchsanteile im
Jahresmittel je nach installierter Photovoltaikleistung und Batteriekapazität möglich sind. Der Eigenverbrauchsanteil nimmt
dabei mit steigender Größe des Photovoltaiksystems grundsätzlich ab (siehe Bild 3).
Bild 3: Eigenverbrauchsanteil in Abhängigkeit von Batteriekapazität und Leistung des Solargenerators für einen Einfamilienhaushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 4.700 Kilowattstunden.
Es zeigt sich: Ein durchschnittlicher Einfamilienhaushalt kann bei einem jährlichen Photovoltaikertrag von 958 Kilowattstunden
pro Kilowattpeak seinen Stromverbrauch in der Jahresbilanz mit einem Fünf-Kilowatt-Photovoltaiksystem decken. Allerdings
werden nur knapp 30 Prozent des erzeugten Solarstroms zeitgleich genutzt. Wird zusätzlich ein Batteriespeicher installiert,
erhöht das den Eigenverbrauchsanteil je nach Größe der Batterie und des Photovoltaiksystems bei den zugrunde gelegten Daten
um 15 bis 55 Prozentpunkte.
Die Rechnung ergibt, dass bei einer Fünf-Kilowatt-Anlage durch eine Batterie mit vier Kilowattstunden nutzbarer
Speicherkapazität der Eigenverbrauchsanteil immerhin von knapp 30 auf 60 Prozent verdoppelt wird. Mit zunehmender
Batteriekapazität steigt der Eigenverbrauch nur noch geringfügig. Dies ist darauf zurückzuführen, dass größere
Batteriespeicher über Nacht nicht vollständig entladen werden, wodurch am Folgetag nicht die gesamte nutzbare Kapazität
zur Speicherung des Solarstroms zur Verfügung steht. Andererseits ist ersichtlich, dass bei einem System mit nur zwei
Kilowatt Leistung nahezu 100 Prozent Eigenverbrauch machbar sind.
Neben dem Eigenverbrauchsanteil ist der durch das Photovoltaik-Batteriesystem
erzielte Autarkiegrad des Haushalts eine wichtige Bewertungsgröße und ein wesentliches Verkaufsargument von Eigenverbrauchssystemen.
Der Autarkiegrad gibt an, welcher Anteil des Stromverbrauchs selbst erzeugt und wie viel Netzstrom dadurch eingespart werden
kann. Während der Eigenverbrauchsanteil mit zunehmender Solarleistung tendenziell sinkt, steigt der Autarkiegrad an. Autarkie
und Eigenverbrauch verhalten sich also gegenläufig zueinander (siehe Bild 4).
Bild 4: Autarkiegrad in Abhängigkeit von Batteriekapazität und Leistung des Solargenerators für einen Einfamilienhaushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 4.700 Kilowattstunden.
Abstimmung von Batterie- und Solargeneratorleistung erforderlich: Ohne Batteriespeicher kann ein Fünf-Kilowattpeak-Photovoltaiksystem
knapp 30 Prozent des Stromverbrauchs zeitgleich abdecken. Wird zusätzlich ein Batteriespeicher mit sechs Kilowattstunden
nutzbarer Batteriekapazität installiert, kann der Autarkiegrad auf mehr als 60 Prozent gesteigert werden. Bei größeren
Batteriespeichern steigt die Autarkie nur noch wenig an. Mit zehn Kilowattpeak Photovoltaikleistung und zehn Kilowattstunden
nutzbarer Batteriekapazität ist es jedoch möglich, etwa 80 Prozent des Jahresstromverbrauchs mit selbst erzeugtem Solarstrom
zu decken. Eine vollständige Autarkie ist theoretisch nur mit extrem großen Photovoltaiksystemen und Batteriekapazitäten
möglich, da es im Winter in Deutschland nur sehr wenig Sonneneinstrahlung gibt und dieser überbrückt werden müsste. Das ist
allerdings weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.
Ein bestimmter Autarkiegrad kann durch verschiedene Auslegungen von Speicher und Solaranlage erreicht werden. An der
zweidimensionalen Auftragung des Autarkiegrads in Abhängigkeit der Speichergröße und der Solaranlagengröße lässt sich ablesen
(siehe Bild 5): Bei kleinen Photovoltaiksystemen kann der Autarkiegrad durch größere Batteriespeicher nur unwesentlich
gesteigert werden. Im Gegensatz dazu hat bei kleinen Batteriekapazitäten eine Steigerung der Photovoltaikleistung nur
geringen Einfluss auf die Autarkie. Daher müssen zum Erreichen hoher Autarkiegrade die Photovoltaikleistung und Batteriegröße
im gleichen Maße gesteigert werden.
Bild 5: Ein bestimmter Autarkiegrad lässt sich durch verschiedene Auslegungen von Speicher und Solaranlage erreichen. Wenn der Kunde zum Beispiel 50 Prozent seines Stromes selbst erzeugen will, geht das bei dem gewählten Rechenbeispiel mit einer Photovoltaikanlage von sieben Kilowattpeak Leistung und einem Speicher von drei Kilowattstunden. Es geht aber auch mit einer Drei-Kilowattpeak-Anlage und einem Speicher von sieben Kilowattstunden Kapazität. Wie die anderen Beispiele ist das für einen Einfamilienhaushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 4.700 Kilowattstunden gerechnet.
Systemauslegung wird komplexer: Während bei rein netzgekoppelten Photovoltaiksystemen die Auslegung vorwiegend durch die
Dachfläche und den Geldbeutel bestimmt wurde, müssen künftig die Batteriekapazität und Photovoltaikleistung auf den
Stromverbrauch abgestimmt werden. Neben dem Gesamtstromverbrauch hat auch die zeitliche Verteilung des Verbrauchs Einfluss
auf den erreichbaren Eigenverbrauchsanteil und Autarkiegrad. Simulationsberechnungen mit anderen Lastprofilen ergaben jedoch,
dass in der Regel die ermittelten Eigenverbrauchsanteile je nach Lastprofil bei gleichem Jahresstromverbrauch weniger als
zehn Prozentpunkte voneinander abweichen. Durch eine Verlagerung des Verbrauchs in Zeiten mit hoher Photovoltaikerzeugung
können Haushalte den Eigenverbrauch zusätzlich steigern.
Bei typischen Einfamilienhäusern lässt sich durch Photovoltaiksysteme mit einer Leistung von bis zu vier Kilowattpeak und
einer passenden Batterie ein hoher Eigenverbrauchsanteil von über 80 Prozent erzielen. Dadurch sind Autarkiegrade um 50 Prozent
machbar. Für eine höhere Autarkie nahe 80 Prozent sind größere Photovoltaiksysteme und Batterien erforderlich. Der Wunsch nach
vollständiger Unabhängigkeit vom Netz ist in Deutschland in Einfamilienhäusern durch Photovoltaik-Batteriesysteme praktisch
kaum erreichbar. Allerdings können sie den Großteil des Stromverbrauchs decken und somit einen entscheidenden Beitrag zu
einer dezentralen und klimafreundlichen Stromversorgung leisten.
Eine Vielzahl an Artikeln behandelt aktuelle Themen der Energiepolitik, des Klimaschutzes und des Einsatzes erneuerbarer Energien.
In verschiedenen Print-, Radio- und TV-Interviews nimmt Volker Quaschning Stellung zu aktuellen Fragen über die Energiewende und eine klimaverträgliche Energieversorgung.
Die weltweite Elektrizitätserzeugung regenerativer Kraftwerke steigt kontinuierlich an: Sie ist nun rund viermal so groß wie die der Kernkraft. Im Jahr 2023 konnte bereits über ein Drittel des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Moderne Anlagen auf Basis von Wind und Sonne laufen bald der klassischen Wasserkraft den Rang ab.
Früher oder später werden Gerichte eine Klimaschutzpolitik einfordern, die
auch Gesetze und Ziele einhält. Beschließen also ausgerechnet Merz oder Söder dann
ein Tempolimit?
Am 14. Mai wurde in Deutschland so viel Solarstrom ins Netz eingespeist wie noch
nie. Das hat auch Auswirkungen auf unsere Nachbarländer, speziell auf die
Atomkraft-Ambitionen in Frankreich.
Im Jahr 2023 konnte weltweit erneut ein Rekord an neu installierter Photovoltaikleistung erreicht werden. Der Bestand an Solaranlagen wuchs um fast 400 Gigawatt. China ist davon für etwa 60% verantwortlich. Trotz des relativ starken Zubaus von 14 Gigawatt bleibt Deutschland international auf dem fünften Platz.