Nachdem viele Experten ein Scheitern der UN-Klimakonferenz in Mexiko erwartet hatten, bejubeln Regierungsvertreter das
erzielte Abkommen. Immerhin hat die Weltgemeinschaft darin anerkannt, dass der globale Temperaturanstieg im Vergleich zum
vorindustriellen Zeitalter auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen ist. Das "Wie" wurde aber wieder einmal vertagt. Damit
erkennt sie wenigstens die Empfehlungen der Klimaschützer an, die ab dieser Marke unkontrollierbare Klimaveränderungen
befürchten. Gleichzeitig überlegt man in Deutschland, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) noch dieses Jahr zu überarbeiten,
um dem rasanten Ausbau der Photovoltaik Einhalt zu gebieten und die vermeintlichen Mehrkosten zu begrenzen.
Wirklich gebracht haben alle bisherigen Klimaschutzbekenntnisse wenig. Im so genannten Kyoto-Protokoll hatten sich
1997 die Industrieländer verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2012 um gut 5 Prozent zu drosseln.
Gelungen ist dies aber fast nur in Ländern, mit massiven wirtschaftlichen Umbrüchen nach 1990, wie in den
osteuropäischen Staaten. Bei vielen westlichen Industrieländern wie den USA, Kanada oder Australien sind die
Treibhausgasemissionen seit 1990 sogar noch angestiegen (Bild 1). Ernsthafte Konsequenzen drohen diesen Ländern nicht,
außer dass sie 2012 als Klimasünder gebrandmarkt sein werden. Um selbst das zu vermeiden, haben die USA das Abkommen
bis heute nicht unterschrieben. Für Entwicklungs- und Schwellenländer sieht das Kyoto-Abkommen keinerlei Ziele vor und
so klettern die Emissionen vor allem durch Zuwächse in China, Indien und anderen Schwellenländern munter weiter (Bild 2).
Das Haupttreibhausgas Kohlendioxid stammt dabei größtenteils aus der Verbrennung fossiler Energieträger.
Bleibt die Frage, warum die Menschheit angesichts der immensen Bedrohung durch den Klimawandel nicht in der Lage ist,
adäquate Gegenmaßnahmen zu beschließen. Die Antwort ist einfach: Die Bedrohung ist langfristig, ein wirksamer Klimaschutz
bedingt aber bereits heute große Veränderungen. Das Leben auf der Erde würde dadurch nicht zwangsläufig unbequemer,
nur gäbe es wie bei jeder Veränderung Gewinner und Verlierer. Dass die potentiellen Verlierer freiwillig den Veränderungen
zustimmen, ist nicht zu erwarten. Schließlich verdienen sie mit der heutigen klimaschädlichen Wirtschaftsweise viel Geld.
Kein Wunder, dass das EEG in Deutschland wieder einmal unter Beschuss steht, seit die Photovoltaik mengenmäßig relevante
Anteile erreicht hat.
Die normale Bevölkerung hat indes oft ganz andere Probleme als Klimaschutz. In vielen Regionen der Erde kämpfen die
Bewohner mit dem Überleben der nächsten Monate oder gar Tage. Für diese Menschen gibt es kaum Möglichkeiten, gegen den
Klimawandel anzugehen, zumal sie selbst relativ wenig dazu beitragen. Die Politik sucht meist lieber Lösungen für
kurzfristige Probleme, denn der Klimawandel kommt erst nach der nächsten Wahl. Selbst bei den so vermeintlich
umweltfreundlichen Deutschen wird Klimaschutz schnell zum Verliererthema, wenn sie zwischen mehr Geld im Portemonnaie
und mehr Klimaschutz entscheiden sollen.
Nur eine globale Lösung ermöglicht ein Stoppen der Klimaveränderungen. Selbst wenn wir in Deutschland ab heute keine
Treibhausgase mehr verursachen würden, wäre der Effekt für den Klimaschutz minimal. Daher müssten verbindliche
Klimaschutzziele für alle Länder mit schmerzlichen Sanktionen bei deren Nichteinhalten beschlossen werden. Das wird aber
auch bei den nächsten Klimaschutzkonferenzen nicht einmal ansatzweise gelingen. Der Einfluss der Lobbyisten und Egoisten,
die persönliche Nachteile durch solch ein Abkommen befürchten ist einfach zu groß.
Pragmatisch gesehen gibt es nur einen Weg, wirklich sicher signifikante Reduktionen der Kohlendioxidemissionen zu erreichen:
Wir müssen klimafreundliche Alternativen zur heutigen Energieversorgung so preiswert machen, dass die Nutzung fossiler
Energieträger unrentabel wird. Nur wenn Klimaschutz sich lohnt, wird er sich weltweit durchsetzen. Der stetig steigende
Ölpreis liefert dazu bereits eine gute Unterstützung. Während 1998 im Jahresmittel ein Barrel Erdöl nur gut 13 Dollar
kostete, kletterte der Preis im Jahr 2008 zeitweise auf über 140 Dollar. Nach den Einbrüchen durch die Wirtschaftskrise
wurde Ende 2010 bereits wieder die 100-Dollar-Marke ins Visier genommen. Mit dem Ölpreis steigen auch die Preise für Erdgas
und Kohle.
Im gleichen Zeitraum sind die Preise für Photovoltaikmodule von gut 5 Dollar auf 2 Dollar pro Watt gefallen (Bild 3). Die
Förderung durch das EEG in Deutschland hat dazu einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet. Bereits heute kann es die
Photovoltaik in sonnenreichen Regionen der Erde problemlos mit Dieselaggregaten aufnehmen. Für einen wirksamen Klimaschutz
müssen regenerative Energien aber auch zu großen Kraftwerken konkurrenzfähig werden. Mit fortgesetzter Kostendegression bei
den regenerativen Energien und weiter steigenden Kosten für fossile Anlagen dürfte auch dieser Punkt innerhalb dieses
Jahrzehnts erreicht werden (Bild 4).
Wer nun stark Hand an das EEG anlegt, verzögert das Erreichen der vollen Konkurrenzfähigkeit der erneuerbaren Energien
um Jahre. Für den Klimaschutz wäre das katastrophal. Eigentlich müsste nämlich das Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien
besser noch steigen, da sich Kostensenkungen nur durch höhere Installationszahlen erreichen lassen. Nur so können wir
wirklich der unzureichenden Klimaschutzpolitik der vergangenen Jahrzehnte entgegenwirken. Daher gilt es, das EEG in seiner
jetzigen Form zu verteidigen, denn es ist eines der wichtigsten Klimaschutzinstrumente nicht nur für Deutschland.
Eine Vielzahl an Artikeln behandelt aktuelle Themen der Energiepolitik, des Klimaschutzes und des Einsatzes erneuerbarer Energien.
In verschiedenen Print-, Radio- und TV-Interviews nimmt Volker Quaschning Stellung zu aktuellen Fragen über die Energiewende und eine klimaverträgliche Energieversorgung.
Die weltweite Elektrizitätserzeugung regenerativer Kraftwerke steigt kontinuierlich an: Sie ist nun rund viermal so groß wie die der Kernkraft. Im Jahr 2023 konnte bereits über ein Drittel des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Moderne Anlagen auf Basis von Wind und Sonne laufen bald der klassischen Wasserkraft den Rang ab.
Früher oder später werden Gerichte eine Klimaschutzpolitik einfordern, die
auch Gesetze und Ziele einhält. Beschließen also ausgerechnet Merz oder Söder dann
ein Tempolimit?
Am 14. Mai wurde in Deutschland so viel Solarstrom ins Netz eingespeist wie noch
nie. Das hat auch Auswirkungen auf unsere Nachbarländer, speziell auf die
Atomkraft-Ambitionen in Frankreich.
Die Erdgaslobby-Organisation Zukunft Gas steht in der Kritik. Zahlreiche Stadtwerke sind ausgetreten. Dabei verkünden auch Teile der Politik, grüner Wasserstoff wäre die Zukunft für die Wärmeversorgung und den Verkehr. Was ist dran an der Wasserstoffstory oder ist diese Erzählung am Ende nur eine reine Luftnummer?