Das Wort Energiewende hat das Potenzial, wie Kindergarten oder Autobahn Bestandteil der englischen Sprache zu werden. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima haben die Deutschen die Energiewende erfunden und damit den Atomausstieg und den Einstieg in eine regenerative Energiewirtschaft verkündet. Und die Welt schaut auf Deutschland. Dabei kommt Österreich schon immer ganz ohne Atomkraftwerke aus und hat auch einen erheblich höheren Anteil an regenerativen Kraftwerken. Das besondere an Deutschland ist, dass dort noch Anfang 1990er-Jahre Kohle- und Atomkraftwerke rund 90% der Stromversorgung deckten. Wind-, Solar- und Biomassekraftwerke sollen diese nun schnellstmöglich ablösen - so zumindest die Theorie. Doch konservative Kräfte und vor allem die großen Energieversorger haben es mit der Energiewende nicht wirklich eilig. Bis vor kurzem haben sie noch behauptet, eine vollständig erneuerbare Energieversorgung sei technisch gar nicht möglich. Nun sollen Offshore-Windparks die Energiewende richten. Das ist ein Zugeständnis an die großen Energieversorger, die bei den Milliardenprojekten weitgehend unter sich bleiben. Unzureichend ausgebauten Netze und zahlreiche technische Schwierigkeiten verschaffen den großen Energieversorgern dabei ausreichend Übergangszeit, um weiterhin kräftig Gewinne aus Kohle- und Atomkraftwerken einzustreichen. Damit wird die vollmundig versprochene Energiewende eher zu einem lauen Energiewendchen. Offshore-Windkraftanlagen werden langfristig sicher ein wichtiger Baustein der deutschen Energiewende sein. Der echte Tempomacher ist aber die Solarenergie. Alleine im Dezember 2011 wurden in Deutschland drei GW an neuer Photovoltaikleistung installiert. Bei unvermindertem Zubautempo könnte sie alle klassischen Kraftwerke bereits in wenigen Jahren unrentabel machen und so eine echte Energiewende erzwingen. Das haben inzwischen auch die Ewiggestrigen erkannt und versuchen mit allen Mitteln, den weiteren Erfolg der Solarenergie zu verhindern. Grund genug, für die Solarbranche endlich in die Offensive zu gehen. 200 GW in Deutschland sowie 20 GW in Österreich und damit 20 bis 30 Prozent Anteil an einer nachhaltigen und klimaverträglichen Stromversorgung sind bis 2035 machbar. Diese Vision muss die Branche transportieren und den dazu nötigen Zubau gegen alle Widerstände durchkämpfen. Dann schaffen wir eine echte Energiewende, die nicht nur Bestandteil der englischen Sprache wird, sondern international als Vorbild dient und wirksam den Klimawandel stoppt.