Eine schnelle Energiewende ist unbezahlbar, lautet eine zentrale Botschaft der Politik und der Energiekonzerne, die in den
letzten Jahren gar nicht oft genug wiederholt werden konnte. Richtig ist, dass sich die Strompreise zwischen den Jahren 2000
und 2013 mehr als verdoppelt haben. Die folgende Abbiuldung zeigt die Entwicklung der Stromkosten in Deutschland, die sich
aus der Erzeugung von konventionellem Strom und der Verteilung, Steuern und Abgaben sowie der so genannten EEG-Umlage
zusammensetzen. Die EEG- Umlage deckt die Mehrkosten der Erzeugung erneuerbarer Energien gegenüber konventionellen Kraftwerken
und wird bei Haushalten und kleineren Gewerbekunden erhoben. Sie ist als Ursache der Strompreissteigerungen in Verruf geraten.
Doch selbst wenn wir die EEG-Umlage komplett streichen würden, bliebe eine Steigerung der Strompreise zwischen den Jahren
2000 und 2013 um stolze 72 Prozent. Hauptkostentreiber waren in der Vergangenheit also nicht die erneuerbaren Energien,
obwohl dies stets suggeriert wird.
Die EEG-Umlage fällt zudem noch höher aus als sie eigentlich müsste. Zahlreiche Industriebetriebe sind von der Umlage
ausgenommen. Die zunehmenden Kapazitäten erneuerbarer Kraftwerke drücken außerdem die Preise an den Strombörsen. Das ist gut
für Industriekunden, die sich direkt an der Börse mit billigem Strom eindecken. Bei den Haushaltskunden kommen diese
Preissenkungen hingegen nicht an. Da die EEG-Umlage aus den Mehrkosten der erneuerbaren Energien gegenüber dem Börsenstrompreis
berechnet wird, sorgen sinkende Börsenstrompreise für eine höhere EEG-Umlage und damit für höhere Haushaltsstrompreise.
Für das Erreichen der Klimaschutzziele sind fallende Preise für Kohlestrom eine Katastrophe. Eigentlich sollte der
CO2-Zertifikatehandel den Preis für Strom aus klimaschädlichen Kraftwerken verteuern und damit zu einem Rückgang der Nachfrage
und damit der Emissionen führen. Die Wirtschaftskrise in Europa, eine viel zu großzügige Zuteilung der Zertifikate und der
schnelle Ausbau erneuerbarer Energien haben aber zu einem enormen Überangebot an Zertifikaten und damit einem dramatischen
Preisverfall im Jahr 2013 geführt. Die Klimafolgekosten durch den ungezügelten Kohlendioxidausstoß müssen künftig aber auch
bezahlt werden. Rücklagen dafür gibt es keine. Das Umweltbundesamt beziffert die realen Klimafolgekosten auf 70 Euro
je Tonne Kohlendioxid. Anfang 2013 lag der Preis für CO2-Zertifikate unter 5 Euro je Tonne Kohlendioxid. Die nicht umgelegten
Klimafolgekosten entsprechen damit alleine in Deutschland einer Subvention von über 20 Milliarden Euro für fossile Kraftwerke.
Eine Studie vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme zeigt zwar eindrucksvoll, dass ein vollständig erneuerbares
Energiesystem nicht teurer sein wird als die heutige Versorgung. Das gilt aber erst für die Phase des Endausbaus. Die
Investitionen für den Umbau verursachen in der Übergangszeit zwangsläufig höhere Kosten. Wirklich überraschend ist das nicht.
Auch bei der Einführung der Kernenergie mussten die Strompreise erhöht werden. Während die noch hohen Preise für erneuerbare
Energien kontinuierlich sinken, kennen die Preise für fossile Energieträger nur eine Richtung: nach oben. Die Preise für
Heizöl haben sich zwischen 2000 und 2013 rund verdreifacht und sind damit erheblich stärker als die Strompreise angestiegen.
Im gleichen Zeitraum ist der Preis für Solarstrom auf ein Viertel gefallen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis erneuerbare
Energien überall preiswerter sein werden als konventionelle Energien. Die Länder, die sich zuerst von Erdöl, Kohle, Erdgas
und Uran sowie den damit verbundenen Preissteigerungen entkoppelt haben, werden erheblich davon profitieren.
Eine Vielzahl an Artikeln behandelt aktuelle Themen der Energiepolitik, des Klimaschutzes und des Einsatzes erneuerbarer Energien.
In verschiedenen Print-, Radio- und TV-Interviews nimmt Volker Quaschning Stellung zu aktuellen Fragen über die Energiewende und eine klimaverträgliche Energieversorgung.
Die weltweite Elektrizitätserzeugung regenerativer Kraftwerke steigt kontinuierlich an: Sie ist nun rund viermal so groß wie die der Kernkraft. Im Jahr 2023 konnte bereits über ein Drittel des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Moderne Anlagen auf Basis von Wind und Sonne laufen bald der klassischen Wasserkraft den Rang ab.
Das Wachstum erneuerbarer Energien steigt kontinuierlich. 2023 haben erneuerbare Energien bereits einen Anteil an der weltweiten Kraftwerksleistung von 45 Prozent erreicht. Kernkraftwerke liegen dagegen nur noch bei 4 Prozent. Für wirksamen Klimaschutz muss der Ausbau erneuerbarer Energien aber noch weiter gesteigert werden.
Im Jahr 2023 konnte weltweit erneut ein Rekord an neu installierter Photovoltaikleistung erreicht werden. Der Bestand an Solaranlagen wuchs um fast 400 Gigawatt. China ist davon für etwa 60% verantwortlich. Trotz des relativ starken Zubaus von 14 Gigawatt bleibt Deutschland international auf dem fünften Platz.